Das Spiel:

10. September 2017 – 1. Runde: Der USK trifft in seinem Auftaktspiel auf eine Mannschaft mit dem vielversprechend fair klingenden Namen NoBorders. Es stellt rasch sich heraus, dass Teile der Mannschaft ziemliche Heferln sind. Dennoch geht dieses, ärgerlicher Weise, 4:4 endende Match nicht in die USK-Geschichte ein. Weder im negativen, noch im positiven Sinne. Ein paar Scharmützel hier, ein Bisschen Schirikritik dort, alles schon mal erlebt. In gewisser Weise war aber schon damals in Ansätzen zu erkennen, was sechs Monate später auf die Spitze getrieben wurde.

Unsere Vibes fuhren voller Hoffnung in den zehnten Wiener Gemeindebezirk. Der Frühjahrsauftakt stand am Programm. Jeder wusste, dass wir das Zeug dazu haben, diesen Gegner zu schlagen. Und es ging auch ganz passabel los – was für eine Untertreibung – der USK startete wie die Feuerwehr.

Schon nach 20 Sekunden hat Martin zum ersten Mal die gesamte NoBorders-Abwehr ausgetanzt und zum 1:0 abgeschlossen. Damit ist der Rekord von Ricco vom 11. November 2012 (34 Sekunden) gebrochen. Nur sechs Minuten später überzuckert unser Blondschopf einen schlechten Querpass des Gegners und schließt zum 2:0 ab (8.). Einige Zeit später, nachdem weitere Chancen liegen gelassen wurden, kombiniert der USK herrlich über unzählige Stationen. Letztendlich schiebt Alex den Stanglpass auf Martin, der zum dritten Mal zuschlägt. Ein lupenreiner Hattrick nach nur 21 Minuten.

Worte folgen Taten

Highlights wohin man schaut. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie man als Gegner, der bis dato keinen Fuß auf die Erde bringt, auf eine solche Situation reagieren kann. Da gibt es jene, die einfach weiterspielen, dann gibt es andere, die mit mehr Härte antworten und dann gibt es leider die stilloseste aller Varianten bei der statt Taten die Worte folgen. Dass die NoBorders zu dieser Kategorie zählen war schon nach dem Hinspiel klar, doch in diesem Duell legen die Herren noch einen drauf.

Nach Zweikämpfen wird theatralisch gestikuliert und der Schiedsrichter angeplärrt, sodass sich sogar unser konfliktscheuer Trainer auf der Bank zur Aussage „He Kinder, wollts nicht mal wieder ein Bissl Fußball spielen, anstatt ständig zu reklamieren“, hinreißen lässt. Hätten die Grenzenlosen diesen höflich ausformulierten Rat nur angenommen, es hätte vielleicht doch noch ein faires Spiel werden können.

Stattdessen werden überall Fouls gewittert, Bälle im Out gesehen und sogar Abseits bei Abstößen lautstark reklamiert (!). Liebe NoBorders, ein Blick ins Regelbuch würde dem einen oder anderen von euch nicht schaden. Aber dass ihr es mit diesen Richtlinien nicht so genau nehmt, haben die zwei Spiele gegen euch eh zur Genüge bewiesen.

Es könnte alles so lustig sein und wir uns einfach unserer spielerischen Überlegenheit erfreuen. Doch leider geht die schmutzige Taktik, den Schiedsrichter so lange anzubrüllen bis er für die eigene Mannschaft pfeift, blendend auf. Zugegeben für das 1:3 (23.) kann er nichts. Da haben wir einfach gepennt. Eine andere Baustelle an diesem Nachmittag. Dann geht aber die „Heeeeeeeeeee-Schiiiiiriiiiiiiiiii-was-is-das-!!!!einself1!!-Taktik“ endgültig auf. Alex stoppt den Gegenspieler auf der rechten Seite, der Gefoulte macht einen Hechtköpfler in den Strafraum, auf den Markus Rogan Stolz wäre, und der Schiedsrichter zeigt tatsächlich auf den Punkt.

Auf einmal steht es 2:3 (32.) und der Gegner riecht Lunte. Der wenig später folgende Ausgleich (34.) ist fast eine Kopie des Treffers zum 1:3. Wieder gepennt, wieder bestraft. Die Hälfte dieses Desasters haben wir uns natürlich selbst zuzuschreiben. Trotz oder vielleicht wegen klarer Überlegenheit sind die Vibes heute am und gegen den Ball unkonzentriert. Einfachste Pässe landen teilweise beim Gegner und das Deckungs- sowie Zweikampfverhalten ist ebenso ausbaufähig.

Die andere Hälfte ist aber auf die mittlerweile wirklich lächerlich gewordenen Matchverhältnisse zurückzuführen. Es gibt an diesem Tag nur eine Mannschaft die Interesse daran hat Fußball zu spielen. Die andere hat ihr Mittel gefunden und zieht das konsequent durch. Der Schiedsrichter, ein Mensch der sensibleren Sorte, lässt sich mitreißen und pfeift kurz vor der Halbzeit (44.) einen mehr als lächerlichen Freistoß knapp vor der Strafraumgrenze. Der Standard wird dann auch noch abgefälscht, sodass Philipp im Tor überhaupt keine Chance hat. Was für eine Gnackwatschn, die eine ganze Menge Symbolik birgt. Was der Gegner hier in der Franz-Koci-Anlage aufführt ist einfach nur schlecht, schirch und schmutzig. Genauso kommt auch das 3:4 zustande.

Von 3:0 auf 3:4. Sensationell müsst der neutrale Beobachter eigentlich sagen, wenn die Art und Weise nicht so traurig wäre.

In der Halbzeitpause muss der Trainer in erster Linie Schwerstarbeit verrichten, um die erhitzten sowie schockierten Gemüter zu beruhigen. Wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Noch weniger Situationen kreieren, die in gefährlichen Regionen irgendwie als Fouls interpretiert werden könnten. Ein schmaler Grat, gehören Zweikämpfe doch zum Fußball wie das Amen ins Gebet.

Gedreht und wieder gepennt

Aber irgendwie gelingt es. In der Defensive sind die Vienna Vibes mit Wiederanpfiff viel abgeklärter und nach vorne weiterhin gefährlich. Da der Gegner nun wesentlich schlechter durch unsere Reihen kommt als zuvor, wird der Fokus stärker auf die schon beschriebene Dauerempörungstaktik gelegt. Der Schiedsrichter spielt nun aber auch nicht mehr so mit wie in Hälfte eins.

Lange laufen wir an, doch in der 76. Minute werden unsere Angriffsbemühungen belohnt. Und wer sollte es sonst sein als Martin, der sein viertes Tor erzielt.

Kurz darauf jedoch wieder ein Rückschlag. Peter verletzt sich und muss vom Platz. Wechselspieler ist heute keiner mehr auf der Bank und so ist der USK beim Stand von 4:4 in Unterzahl.

An der Optik ändert das nichts. Die Vibes dominieren und tatsächlich gelingt nur wenige Minuten später (80.) der Führungstreffer. Das Spiel ist in Unterzahl gedreht, das sagt eigentlich genug über die Kräfteverhältnisse, die am Platz herrschen auf. In der zweiten Halbzeit und insbesondere in der Schlussphase wurden die NoBorders förmlich überrannt. Einzig die Torausbeute ließ „nur“ zwei Tore auf der Habenseite aufscheinen.

Doch zu früh gefreut. Kurz vor Schluss fällt der USK wieder in alte Verteidigungsmuster zurück und lädt die Gastgeber zum neuerlichen Ausgleich ein (85.). Einfach ärgerlich.

Jenseits aller Sportlichkeit

Immerhin bestehen die letzten vier Absätze aus sportlichen Inhalten (was nicht bedeutet, dass von Gegnerseite nicht trotzdem ständig geraunzt, geschimpft und reklamiert wurde). Damit ist es ab dem 5:5 wieder vorbei. Denn kaum will Max den Ball zum Mittelkreis tragen wird er mittels Ringereinlage attackiert, da es einem NoBorders-Spieler offenbar nicht schnell genug geht. Gelbe Karte? Fehlanzeige. Der selbsternannte Ringkämpfer hat ja schon eine.

Kurz darauf ein Angriffsversuch der NoBorders. Philipp kommt aus dem Tor und ist schneller an der Kugel als der Stürmer. Trotzdem sieht jeder, dass das eine riskante Situation ist. Beide gehen mit vollem Risiko auf den Ball und so endet das schmerzhaft, vor allem für den Stürmer. Elfmeter gibt es dafür natürlich keinen. Das sieht der Schiedsrichter so und sogar einige Gegner.

Nur die besonders hitzköpfige Nummer 10 der Heimischen hat eine andere Meinung. Für den Spieler, der über die Matchdauer mit Abstand am meisten geschimpft wie reklamiert hat und dessen zweite gelbe Karte längst überfällig ist, gibt es nun kein Halten mehr. Er stürmt auf den Schiedsrichter zu und schreit ihm einige für minderjährige Ohren sicherlich nicht geeignete Dinge ins Gesicht. Nun sollte man meinen bekommt er endlich seinen verdienten Karton, doch der längst eingeschüchterte Referee zeigt stattdessen einem daneben stehenden Kollegen gelb.

Da Nummer zehn allerdings nicht zu beruhigen ist und zu einem dreifachen Kopfstoß ansetzt, muss der Schiedsrichter nun handeln. Gelb-rot (die glatt Rote wurde erst nachträglich im Spielbericht ergänzt) ist die zweifelhafte Entscheidung, die eindrucksvoll belegt, dass der Schiedsrichter schon lange nicht mehr Herr der Lage ist. Am liebsten hätte er wohl überhaupt niemanden ausgeschlossen, um sich nicht noch mehr Zorn zuzuziehen. Und ja, man könnte hier sauer auf den Spielleiter sein, aber wenn man 90 Minuten lang verbal attackiert und schlussendlich sogar körperlich bedroht wird, ist seine Reaktion nur menschlich.

Von vier Leuten kann der grenzenlos Schwachsinnige, dann doch halbwegs im Zaum gehalten werden. Als unsere Vibes-Mannschaft dann allerdings noch kollektiv als „Nazis“ beschimpft wird hat Kapitän Max genug. Er geht zum Schiedsrichter und weist ihn darauf hin, dass seine Mannschaft diese Partie nicht mehr fortsetzen möchte. Dieser nickt, lässt kurze Zeit später zu unserer Verwunderung dann aber doch weiterlaufen. Unter Protest werden die letzten Minuten zu Ende gespielt.

Sportlich passiert natürlich nichts mehr. Kurz nach Schlusspfiff steht der Ausgeschlossene (der das Areal sowieso nie verlassen hatte) wieder auf dem Platz, um weitere Eskalationen zu provozieren. In der Kabine beruhigen sich die Gemüter genauso wenig. Die Mannschaftsführung des USK beschließt die Unterschrift unter diesem Spielbericht zu verweigern und Protest gegen die Wertung einer für alle Beteiligten sichtbar irregulären Partie einzulegen. Wenn ein Schiedsrichter eine Begegnung ausschließlich aus Angst und nicht aus gesundem Ermessen weiterführt, dann kann man nicht so ohne weiteres ein Hakerl unter das Resultat setzen.

Trauriger Weise ist genau das passiert. Der Protest wurde abgewiesen, das 5:5 zählt. Eine klar unterlegene Mannschaft hat es geschafft, sich mit verbaler und physischer Gewalt einen Punkt zu erschleichen. Gute Nacht, Fußball. Selbst die Verantwortlichen der DSG und des Schiedsrichterverbands entschuldigten sich beim USK für das Urteil. Sie wüssten, dass dieser Entscheid moralisch nur schwer vertretbar ist, da es allerdings kein Rechtsmittel gibt, wenn der Schiedsrichter die Partie nicht abbricht (egal wie beeinträchtigt er ist), wäre jeder weitere Einspruch wirkungslos.

Wir „gratulieren“ der „Mannschaft“ von NoBorders zum unverdientesten Punktgewinn in der DSG-Geschichte. Möge es euer letzter sein. Wie bizarr das Ganze ist, belegt der vorliegende Auszug aus dem Schiedsrichter-Bericht:

Serkan Harmanci hat gegen meine Entscheidung laut protestiert und ich habe ihm die gelbe Karte gezeigt. Nachdem ich ihm die rote Karte gezeigt habe, hat er versucht, mir einen Kopfstoß zu geben und mich auch getroffen. ... ich bin dann in die Kabine, weil ich Angst hatte. der Spieler SH kam dann zu mir und sagte mir 'Du kannst meinen Schwanz blasen' und 'du darfst nie wieder auf einen Platz kommen...“

Die NoBorders sind eine Mannschaft mit unübersehbar sozialem Anspruch. Im Vereinslogo prangt groß der Schriftzug „Refugees welcome!“ Der Spieler Serkan Harmanci hält in seiner Freizeit Reden gegen den Imperialismus, gegen Gewalt und tritt für Frieden sowie die faire Behandlung von Flüchtlingen ein. Der Schiedsrichter der an diesem Sonntag von ihm körperlich attackiert und aufs Übelste beleidigt wurde ist ein Flüchtling. Ein Treppenwitz. Allerdings kein lustiger.

MG

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