Das Spiel:

Die 22. Runde, der 1. Klasse-Meisterschaft in der DSG. USK Vienna Vibes vs. FC Meidling. Ein ganz normales Spiel. Mit dieser Einstellung sollten wir in diese letzte Begegnung gehen. Nur nicht übermotivieren, überreagieren oder irgendwie anders übertreiben. Kurz: Einfach am Boden bleiben.

Dass dieser Plan schwer umzusetzen war, deuteten schon die ersten Minuten an, die die USK-Spieler an diesem 3. Juni 2018 (hiermit, für die Geschichtsbücher notiert) in der Umkleidekabine verbrachten. Eine ganz spezielle Stimmung lag da in der Luft und wurde durch einen gut gelaunten Trainer, der mit viel zu kurz gebundener rot-weißer Krawatte eintrat, nur weiter angefacht. Heute konnte etwas Großes passieren. Heute konnten die Vibes sich für eine Saison voller Fleiß und Engagement belohnen. Und das taten sie auch.

Oder wie es unser noch immer vereinstreuer Ex-Spieler Mario in seinem leicht unvollständigen Whats-App-Ticker trocken zusammengefasst hat:

15:02 – Anpfiff

15:22 – 1:0 Max

15:30 – 2:0 Flo

15:39 – 3:0 Marius

15:47 – Halbzeit

16:11 – 4:0

16:52 – Meister!

Ein Fußballfest bei USK-Wetter

Aber der Reihe nach. Bevor Atzgersdorf mit Jubelchören beschallt wurde, standen noch 90 schwere Minuten vor uns. Es war natürlich alles angerichtet. Unzählige Fans verwandelten dieses Spiel von Minute eins an in ein Fußballfest. Der Sekt war eingekühlt und in den Tagen zuvor waren aufwendig Meister-Shirts angefertigt worden. Und irgendwie begleitete einen ein unwohles Gefühl, dass all die Vorbereitungen für den Hugo gewesen sein könnten.

Denn, wie bei der schweren Aufgabe in der Vorwoche gegen Eventus, war Meidling auch nicht irgendjemand. Die Mannschaft aus dem Zwölften hat nicht nur ein respektables Frühjahr gespielt und befand sich mittendrin im Kampf um Platz drei, es war, wie die Vergangenheit gezeigt hat, auch nicht sonderlich viel Sympathie zu erwarten, die uns hier entgegengebracht werden würde. Dies beruht übrigens auf Gegenseitigkeit.

Lange Rede, kurzer Sinn, mit Geschenken in der letzten entscheidenden Runde war absolut nicht zu rechnen. Der USK musste siegen. Aus eigener Kraft. Ein Unentschieden würde rein rechnerisch zwar auch genügen, jedoch mangels Italiener im Verein, wäre es fahrlässig und auch nicht wirklich in unserem taktischen Repertoire gewesen, auf ein solches Ergebnis zu spielen. Wenn wir das Match tatsächlich verlieren würden, dann war es das mit allen Titelträumen. Aus der Leopoldau, wo Deportivo Nacional gegen Endstation Hernals spielte, war keine Schützenhilfe zu erwarten.

Es folgt der Anpfiff. Und spätestens jetzt erkennt jeder, dass es kein Spiel wie jedes andere ist. Auch für Meidling nicht, die sehr aggressiv starten und uns zeigen, dass sie nicht zur freundlichen Gratulation nach Atzgersdorf angereist sind. Trotzdem hat der USK mehr Spielanteile, ohne wirklich zwingend zu werden. Die Marschroute stimmt jedenfalls. Bei 30° C im Schatten ist das beste Mittel eben der Ballbesitz.

Dann bleibt plötzlich eine Wolke über dem Platz stehen und regnet sich für zwanzig Minuten so richtig aus. Wer unseren Verein schon länger kennt, der weiß was das bedeutet. „USK-Wetter“ schallt es von den Rängen sowie von der Ersatzbank.

Als wäre dieser plötzliche Regenguss eine Aufforderung, schnappt sich Milan in der 21. Minute den Ball, zirkelt ihn punktgenau in den Strafraum und findet dort Max‘ Kopf. Der Torhüter verspekuliert sich und so landet der Ball ungehindert zum 1:0 im Netz. Der Bann ist gebrochen, die Massen jubeln, der Himmel weint ungebrochen.

Und so endet auch der Torreigen nicht. Im Gegenteil. Der USK spielt nun wieder den gewohnt starken Kombinationsfußball mit einem Selbstverständnis, als würden wir seit zehn Jahren in dieser Zusammensetzung agieren. Alle Handbremsen sind gelöst, Meidling kommt nicht mehr aus dem eigenen Drittel.

So bekommt vier Minuten nach dem Führungstor Flo, nach früher Balleroberung inklusive Traumpass von Martin, das Leder und schießt zielsicher ins lange Eck. 2:0. Auch so eine Geschichte. Flo, dem lange Zeit vorgeworfen wurde, zu wenig zielgerichtet zu spielen, entdeckt am Saisonende seine Torgefahr wieder. So wie die ganze Mannschaft in den letzten entscheidenden Partien auf der Euphoriewelle surft und stets das Beste aus sich herausholt.

MEISTER!

39. Minute, der Regen wird wieder schwächer. Nicht so die Vienna Vibes. Abermals eine frühe Balleroberung. Martin spitzelt weiter auf Marius, der mit seinem starken linken Fuß abzieht. 3:0 für den USK. Einen besseren Zeitpunkt für das erste Saisontor gibt es eigentlich nicht.

Der Rest der Halbzeit ist Schaulaufen, mit weiteren Top-Chancen für den USK. Meidling zu diesem Zeitpunkt die Gratulanten, die sie eigentlich nicht sein wollten. Sie versuchen es mit gewohnt übertriebener Härte und Proletentum, doch außer ein paar gelben Karten erzielt das keine Effekte. Heute lässt sich niemand aus der Ruhe bringen. 45 Minuten sind noch zu absolvieren und dann könnten wir am Ziel unserer Träume angelangt sein.

In der 60. Minute setzt Martin noch einen drauf. Nach einem weiten Abschlag, köpft der Meidlinger Abwehrmann unserem Stürmer perfekt in den Lauf und dieser hebt den Ball elegant über den herauseilenden Torhüter. 4:0 für den USK, der Sekt wird schon mal hergerichtet, die Meistershirts aus dem Karton geholt.

Doch noch ist lange zu Spielen.  Der USK nimmt nun ein, zwei Gänge raus, Meidling kämpft nach wie vor um das Ehrentor. Dieses fällt dann auch in Minute 90. Es sei hier fairerweise (im Gegensatz zu Marios Live-Ticker) erwähnt, aber es ändert nichts daran, dass es sich hier um das egalste Gegentor in der USK-Geschichte handelt.

Kurz darauf ist nämlich Schluss und zeitgleich mit dem Pfiff knallen die Korken. Der USK ist Meister der 1. Klasse C. Extase, Jubel und Heiterkeit.

Der lange Weg

Vor etwa einem Jahr schlichen geprügelte Vibes nach einer 0:7-Niederlage vom Platz und fanden sich auf einem Tabellenrang unter ferner liefen wieder. Das Team wurde in der Folge neu aufgestellt, vergrößert und die Trainingsintensität auf ein neues Level gehoben. Bestens vorbereitet ging man in eine „Übergangssaison“, wie sie intern bezeichnet wurde. Wir starteten katastrophal und steigerten uns daraufhin umso mehr. So überwinterten wir in aussichtsreicher Jagdposition.

Schon eine ehrgeizige Frühjahrsvorbereitung zeigte wohin der Weg gehen könnte. Die Spieler zogen in beträchtlicher Zahl und bei widrigsten Bedingungen die Trainings und Testspiele durch. Während andere Teams ihre Vorbereitung zusammenkürzten, schaufelte unsere Mannschaft eigenhändig den Sportplatz frei. Teamgeist, der im Herbst noch da und dort bemängelt werden konnte, war nun in allen Mannschaftsteilen zu spüren.

Die herbeigesehnte Rückrunde setzte all den guten Ansätzen schließlich die Krone auf. Es begann mit dem Schlüsselspiel gegen Endstation Hernals, das im Nachhinein betrachtet zum schier unglaublichen Knackpunkt in dieser Meisterschaft werden sollte. Der USK siegte last-minute mit 4:3 und übernahm die Tabellenführung. Ab hier wusste jeder, dass wir alles erreichen können. Den Platz an der Sonne gaben wir nicht mehr her, trotz heftigen Drucks, den die Hernalser Ratten mit ihren Ergebnissen Woche für Woche auf unsere Vibes ausübten. Die USK-Mannschaft wurde sogar noch souveräner und präsentierte gerade in den letzten Spielen dieser Saison eine noch nie dagewesene mentale Stärke.

Diese Qualität hat uns schließlich in dieses Finalspiel in Atzgersdorf geführt. Der ewige Zweite konnte endgültig beweisen, dass er ein Siegergen besitzt. Und hier, am 3. Juni 2018, gelang schließlich das Meisterstück.

MG

Letzes Spiel Kampfmannschaft

Letztes Spiel Young Vibes

10-03-2024 18:45
 
USK Vienna Vibes 0 : 0 Dynamo Donau

Nächste USK-Termine

Facebook