Das Unwetter hat sich verzogen. Nach dem unfreiwillig spielfreien Wochenende (nur für den USK, der Gegner hatte sein Match noch durchgebracht) kam es zu einer Art Saisonstart-reloaded. Eine schwere Aufgabe stand uns da am jüngsten Sonntag ins Haus. Wie schwer konkret, das wussten wir nicht genau, gab es doch bis zu diesem Zeitpunkt weder mit dem SK Frankonia, noch mit dem SKF Rudell – wie sich die Herren seit kurzem nennen – irgendwelche fußballerischen Begegnungen. In unserer Vorschau erahnten wir aus logischen Gesichtspunkten, dass es sich beim Aufsteiger um einen guten Gegner handeln würde. Der souveräne Saisonstart (zwei Siege aus zwei Spielen) ließ uns ebenso nichts Gegenteiliges annehmen.

Und doch belehrten uns die Gäste eines noch Besseren,

denn nach dem Spiel müssen wir unsere vorsichtige Prognose noch etwas korrigieren: Diese Mannschaft wird wohl auch eine Etage höher um den Titel mitspielen. Von einem Team, das vor wenigen Jahren noch zu den absoluten DSG-Schießbuden gehörte, war an diesem Sonntag nichts mehr zu sehen. Körperliche Intensität, Ruhe am Ball und präzises Passspiel sorgten für 50 Prozent des weitgehend hohen Niveaus, das an diesem Abend am Wienerberg gespielt wurde. Wer zu Anfang gedacht hätte, dass unsere Kontrahenten uns ausschließlich durch ihre schirche Dressenkombi mit zwei unterschiedlichen Rosa-Tönen per Augenkrebs in die Knie zwingen wollen, der hatte sich getäuscht.

Schneller als sie können

Und hier endet erstmal die Lobhudelei auf das Wolfs-Rudell, das uns gegenüberstand. Denn die anderen 50 Prozent fußballerischer Klasse steuerte der USK selbst bei. Wir präsentierten uns nämlich nicht wie ein überheblicher Unterligist, der von einem überraschend starken Emporkömmling überrannt wird, sondern stressen unsererseits den Gegner mit hoher Intensität und schnellem Passspiel. Heraus kommt eine temporeiche und wilde Anfangsphase, bei der beide Teams zuweilen schneller spielen wollen als sie es eigentlich können.

Dennoch schaffen wir es immer wieder mit agilen Gegenstößen zu guten Abschlüssen zu kommen. Die USK-Führung in der 17. Minute ist nicht unverdient. Bobo springt an der Strafraumgrenze nach einem Eckball das Leder vor die Füße und er fackelt nicht lange. Sein strammer Schuss geht via Innenstange ins Netz.

In der Folge zeigen wir leider erste Defensivschwächen. Rudell antwortet mehrmals über deren starke rechte Seite, der USK agiert ein ums andere Mal zu passiv und die Gäste wissen das zwischen 20. und 26. Minute gekonnt auszunutzen. Plötzlich steht es statt 1:0 für uns, 1:2 für Rudell.

Die Vibes spielen in der Folge ungebremst weiter nach vorne und finden gute Chancen zum Ausgleich vor. Dieser fällt aber nicht. Stattdessen macht die Auswärtsmannschaft kurz vor der Halbzeitpause (44.) noch das 1:3.

Selbstvertrauen ungebrochen

Wir gehen also mit einer ordentlichen Hypothek in die Pause – in einem Match auf Augenhöhe. Nicht zuletzt deshalb ist das Selbstvertrauen in der Mannschaft ungebrochen. Wir wollen das noch drehen. Wir können das noch drehen! Es ist Zeit für den in den letzten Jahren selten angetroffenen USK-Geist.

Zunächst wirkt die zweite Hälfte nicht so, als könnte man den Funken zur Aufholjagd noch entzünden. Eher ist das Feuer aus der Partie erstmal ein wenig draußen. Doch dann nimmt der gegnerische Torhüter den Ball, aus nicht bekannten Gründen, zweimal in einer Situation mit der Hand auf. Philipp fackelt nicht lange, spielt den fälligen indirekten Freistoß schnell ab und bekommt das Leder sogar nochmal zurück, um zum Anschlusstor abzustauben (66.).

Spätestens jetzt ist das Feuer wieder entfacht, Rudell merklich nervös und der USK am Drücker. Es dauert nur vier Minuten bis Philipp tief in der gegnerischen Hälfte an den Ball kommt und vor dem Torhüter eiskalt bleibt (70.).

Da ist er, der USK-Geist. Und er schlägt in einer Geschwindigkeit zu, die uns hoffen lässt, diese rasante Begegnung nun völlig auf unsere Seite zu ziehen.

Selbstvertrauen gebrochen

Doch was jetzt folgt, ist wohl der Knackpunkt, der die Partie zu unseren Ungunsten entscheiden sollte. Anstatt nun weiter auf all jenes zu vertrauen, das uns in diesen bisherigen 70 Minuten stark gemacht hat und den angeschlagenen Gegner endgültig auszuknocken, verfallen wir in einen Zustand der Hektik und Hypernervosität, der den SKF instant wieder ins Spiel zurückholt.

War es die Courage vor der eigenen Leistung? Die Angst vor dem Gewinnen? Zu früh eintretende Selbstzufriedenheit? Vielleicht sind wir es auch einfach nicht mehr gewohnt, sportliche Großtaten zu vollbringen. Schwer zu erklären, doch plötzlich verlieren wir einen Ball nach dem anderen in der Vorwärtsbewegung, wodurch der Gegner zu zahlreichen hochkarätigen Tormöglichkeiten kommt.

Es ist fast schon ironisch, dass das 3:4 dann durch keine dieser Situationen, sondern einen (sagenhaft schlecht verteidigten) Eckball fällt (79.). Verdient ist es trotzdem. In beide Richtungen. Das 3:5 durch einen Konter (83.) gibt’s dann noch obendrauf.

Erst jetzt fangen wir wieder an, Fußball zu spielen. Der Anschlusstreffer aus einem Handelfmeter durch Max G. (90.) kommt jedoch zu spät. Die Heimniederlage ist besiegelt – auf mentaler Ebene entschieden. Es hat pikanter Weise die Mannschaft gewonnen, die nicht mit Rückschlägen (da waren beide gut), sondern mit Erfolgserlebnissen besser umgegangen ist.

Dieses Spiel einzuordnen, ist auch Tage danach noch recht schwierig. Ja, man darf gegen diese gute Mannschaft verlieren. Es fällt diesmal etwas weniger schwer, nicht stolz zu sein. Die gut zehn entscheidenden Minuten nach dem 3:3-Ausgleich waren nämlich absoluter Mist. Dennoch waren in dieser Begegnung mindestens 70 Minuten Fußball drin, die auf wesentlich Größeres hoffen lassen. Wir haben in entfernter und näherer Vergangenheit beanstandet, das ein „Fußball wie damals“, den besseren USK-Zeiten, immer seltener auf den Platz gebracht wird.

Nun spielen wir ihn jedoch wieder – auch wenn das nicht immer für Zählbares reicht. Es macht jetzt auch in Zeiten der Niederlage Freude, am Platz zu stehen. Oder wie einer der Gegenspieler beim Handshake sagte: „Ich freu mich jetzt schon auf die Rückrundenpartie“. Oooh ja, wir auch!

MG