Wir wiederholen uns zwar, aber der Sieg gegen Rudell von vor zwei Wochen hängt uns immer noch nach. Das war schon in der jüngsten Runde gegen Nepomuk ein Problem und nun im Hinblick auf das Auswärtsspiel beim immer unangenehmen SK Lation noch viel dramatischer. Ausfälle weit im zweistelligen Bereich (Langzeitverletzte nicht eingerechnet) bewirkten eine wahrer Horror-Woche der Matchrekrutierung.

Irgendwie haben wir‘s dann doch wieder geschafft, eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus (wenigen) Stammspielern, Comebackern, Young Vibes und Legenden in die Kendlerstraße zu beordern. Ob das reichen würde, stand auf einem anderen Blatt Papier. Gegen die „Lationisten“ am Helfort-Platz – Seuchensaison hin oder her – sollte man besser mit voller Kapelle antreten. Der Respekt war im Vorfeld schon groß. Vor der Kampfstärke, der Moral und dem frenetischen Publikum – begleitet von der Erinnerung, wie es hier beim letzten Mal für uns gelaufen ist.

Anders als erwartet

Und dann kommt doch alles anders. Erstens dürften dem Anhang der Lation nicht wenige Marathonläufer angehören, die sich wohl gewissenhaft auf das sonntägliche Großereignis vorbereiten wollten, anstatt ein paar Bier am Spielfeldrand zu zwitschern. Denn im Vergleich zum letzten Jahr, war der Support von außen eher DSG-typisch spärlich.

Zweitens zeigte sich die Heimmannschaft in der Defensive überraschend luftig, was uns nach kurzer Zeit schon einen herrlichen Abschluss von Oskar ermöglichte, dessen Schuss an die Lattenunterkante ging und von dort zurück ins Feld prallte.

Andererseits laden auch wir den Gegner mit teilweise haarsträubenden Aufbaufehlern zu Großchancen ein, sodass ein beidseitiges Torfestival bereits in der Anfangsphase möglich gewesen wäre. Es trifft in der Folge aber nur eine Mannschaft ins Schwarze und das ist der USK. Oskar wird in der 10. Minute steil geschickt, legt ohne zu zögern in die Mitte ab, wo Max Villa zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und abstaubt. Nur kurze Zeit später (16.) wird Lenny gekonnt freigespielt und schließt sehenswert ins lange Eck ab.

Es geht munter weiter. Alex Hübl ist im Strafraum nur durch ein Foul zu stoppen. Bobo tritt an und verlädt den Torhüter gewohnt souverän (21.) zum 3:0. Den Schlusspunkt in dieser überraschend klaren ersten Halbzeit setzt abermals Lenny mit einem Traumtor (41.) über alle – inklusive SK Lation Torhüter – hinweg, das an seinen Bilderbuchtreffer aus dem Herbst am Wienerberg gegen denselben Gegner erinnert.

Bis dahin: alles super. Auch in der Kabine wird nochmal auf die bekannte Kampfstärke und Moral des Gegners hingewiesen und wie man jetzt, trotz komfortablen Vorsprungs, zu agieren habe.

Wir kehren auf den Platz zurück – und machen genau das Gegenteil.

So bietet die zweite Halbzeit wirklich alles, was nichts mit Fußball zu tun hat. Jedenfalls aus Vibes-Sicht.

Unvorbereitet auf das erwartete

Die Gastgeber werfen nämlich nochmal alles rein und spielen nun so, wie wir sie eigentlich von Beginn an erwartet hätten. Wir wirken darauf überhaupt nicht vorbereitet (obwohl wir eigentlich genau das in der Pause vorausgesagt haben) und geben das Match komplett aus der Hand.

Und schnell geht’s: 4:1 (53.), 4:2 (55.) und 4:3 (64.) innerhalb einer Viertelstunde.

Nun wird’s richtig unangenehm, denn der Gegner SK liert natürlich komplett, aufgrund dieser Aufholjagd und bei den Vibes ist, wenig verwunderlich, von Selbstsicherheit nicht mehr viel übrig. Immerhin zeigen wir in der folge ungeahnte italienische Qualitäten, um den Rhythmus der Gegner zu brechen. Wir sind nicht stolz drauf und uns bewusst, dass das sicher genervt hat, zumal der USK ja eigentlich auch für gepflegten Spaß-Fußball steht, aber nen anderen Ausweg aus dieser Gasse hätte es für uns wohl zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben.

Ebenso hilft, dass Alex Hübl mit einem Willenstor, wie es hübl’scher nicht sein könnte, zum richtigen Zeitpunkt auf den lationistischen Torreigen antwortet (67.).

Es gelingt uns in der Folge besser, das Angriffsfurioso der Heimischen einzubremsen. Auch weiterhin mit italienischen Mitteln. Bei einigen unserer Spieler sind Krämpfe und Zerrungen leider nicht vorgetäuscht, wie etwa bei Martin, der seine ersten vollen 90 Minuten seit fünf Jahren absolviert. Oder bei 10-Minuten-Justin, der, frisch eingewechselt, gleich seinen offensichtlich akuten Magnesium-Mangel unter Beweis stellt und die Partie nicht beenden kann.

Den in der Schlussphase alles nach vorne werfenden Lationisten (hat sich als Verteidiger angefühlt wie ein 2-5-3) wird letztendlich zu zehnt alles entgegengestellt, was noch im Tank ist. Erfolgreich.

Sogar so erfolgreich, dass Joker Aqeel mit der allerletzten Aktion eines von heute vielen Traumtoren erzielt (96.). Unser Flügelspieler nutzt den nun vorhandenen Platz im Gegenstoß und zieht von außerhalb des Strafraums unhaltbar ins linke Eck ab. 6:3. Endstand. Ein wildes Spiel.

MG