Den Sechser eingefahren

 

Sonntag, der 11. Oktober 2020: Die Welt befindet sich mitten in der Corona-Krise. Abgesehen davon finden in Kirgisistan umstrittene Parlamentswahlen statt, die zu Massenprotesten, der anschließenden Annullierung und dem Rücktritt des Regierungschefs Kubatbek Boronow sowie des Präsidenten Sooronbai Dscheenbekow führen. Außerdem befinden sich anderorts Joe Biden und Donald Trump im Wahlkampf für die anstehenden Midterm Elections, während der Hurrikan Delta im  US-Bundesstaat Louisiana erhebliche Zerstörung anrichtet. In Deutschland besetzen zur selben Zeit Klimaaktivisten zum wiederholten Mal den Tagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen, um gegen die Kohlepolitik der Regierung zu protestieren.

Ein paar hundert Kilometer weiter, im südlichen Nachbarland geschehen nicht minder geschichtsträchtige Ereignisse. Neben den Wiener Gemeinderatswahlen, bei denen sich die SPÖ gewohnt deutlich gegen die Konkurrenz durchsetzt (die Absolute aber verfehlt), feiert der USK in der DSG-Meisterschaft sein letztes Sechs-Punkte-Wochenende für sehr lange Zeit. In zwei packenden Spielen bezwingt zuerst die Kampfmannschaft Semper Victoria mit 4:3. Hinterher erkämpft der USK gegen Meetup United einen 1:0-Sieg. Es ist die Jubiläumswoche zum zehnjährigen Bestehen unseres Vereins.

Spannender geht es kaum

Nun sind etwas mehr als drei Jahre vergangen. Die COVID-19-Pandemie liegt hinter uns, das Duell Biden/Trump erwartet uns wohl nächstes Jahr erneut, in Garzweiler wird wieder ungestört Braunkohle abgebaut, die Kirgisen können froh sein, wenn unter dem derzeitigen autoritär regierenden Präsidenten Sadyr Dschaparow, überhaupt mal wieder reguläre Wahlen stattfinden und Wien ist nach wie vor so rot wie Niederösterreich schwarz ist. Aber in der österreichischen Nussschalen-Politik, passiert sowieso seit Jahren nix wirklich Relevantes. Abgesehen davon sind den Vienna Vibes in all den Jahren keine zwei Siege mehr am selben Spieltag gelungen.

Dafür scheinen wir jetzt langsam wieder in die Spur zu finden. Denn diesen vergangenen Sonntag war es nach langer Wartezeit endlich mal wieder so weit: Sechs-Fucking-Punkte-Wochenende! Und wie damals, hätte es in beiden Spielen spannender kaum zugehen können.

Den Anfang machte wie gewohnt unsere Kampfmannschaft. Da waren die Vienna Predators am Wienerberg zu Gast. Jene Mannschaft, die sich – aufgrund der Matchkonstellation – in der letzten Runde am Polizeiplatz unsere furiose Halbzeit eins, erste Reihe fußfrei, geben konnte. Schon damals gab Kapitän/Coach Max zu Protokoll: „Super, die glauben jetzt, wir sind die ärgste Übermannschaft und hauen sich nächste Woche doppelt rein.“

Ob es im Lager der Predators tatsächlich so empfunden wurde, kann natürlich nicht bestätigt werden, aber in jedem Fall treffen wir in diesem Heimspiel auf eine defensiv ausgerichtete Gastmannschaft.

Im Gegensatz zu Meetup überlassen die Predators uns weitgehend den Ball und versuchen ihr Glück über zahlreiche Umschaltmomente, sehr direktem Spiel in die Tiefe sowie Standardsituationen. Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit unsere Probleme, das Tempo hochzuhalten und unsere Angriffe mit der gebotenen Geduld zu Ende zu spielen, um den predatorischen Abwehrriegel zu knacken.

USK findet den Hebel

So bleibts zunächst beim 0:0 in einer chancenarmen Partie. Wo der Hebel für die zweite Halbzeit angesetzt werden muss, ist auch klar. Die Mannschaft zeigt sofort nach Wiederanpfiff, dass sie verstanden hat, worauf es nun ankommt.

Allen voran Erhan, der sich in der 48. Minute erfolgreich durchtankt und zur Führung abschließt.

Dosenöffner? Mitnichten. Denn sofort kommt von der gegnerischen Trainerbank das Kommando, trotzdem so weiterzuspielen wie bisher.

Doch die Vibes sind nun selbstbewusster, nicht mehr so eingeschüchtert wie im ersten Durchgang und haben das Match wesentlich besser unter Kontrolle. Das körperlich robuste und intensive Direktspiel der Predators wird gut in Schach gehalten.

Dennoch schafft es der USK nicht, etwas Zählbares nachzulegen. Erhan kann in der anbrechenden Schlussphase für einen ruhigen Matchausklang sorgen, verfehlt jedoch das leere Tor um Zentimeter.

So bleibt es aufgrund des knappen Spielstandes spannend, auch wenn Hans eigentlich eine ruhige zweite Hälfte erlebt. Eigentlich! Denn einmal muss unser Keeper kurz vor Spielende in höchster Not eingreifen. Mit einer traumhaften Fußabwehr verhindert er den Last-Minute-Ausgleich und bringt die drei Punkte in trockene Tücher.

Young Vibes machen den Doppelsieg perfekt

Drei Punkte, nach denen sich auch die Young Vibes sehnen, für die es in den letzten Wochen auch nicht gerade erfolgreich gelaufen ist. Nun treten wir gegen Paulaner Wieden an, gegen die wir auf Reserve-Ebene überhaupt noch nie gewinnen konnten.

Auch diesmal sieht es danach aus, als ob alles seinen gewohnten Gang gehe, denn schon nach wenigen Minuten liegen die Blau-Weißen in Führung (7.).

Doch in der Folge halten die Young Vibes nicht nur voll dagegen, sondern erarbeiten sich mehr und mehr Spielanteile. Zunächst gelingt der Ausgleich durch Matin mit einem strammen Schuss (23.) und kurz vor Schluss ist Plesa für das Siegtor zur Stelle (80.).

Danach wird zum zweiten Mal an diesem Nachmittag über einen Sieg gejubelt. Lang ists her.

Auch wenn das Weltgeschehen nicht immer ermutigend ist, die nächste Epidemie mit Sicherheit irgendwann kommt, der Eine oder Andere übers rote Wien raunzt, in den USA anscheinend nur Uropas für das höchste Amt kandidieren, die Braunkohleförderung nicht grad der umweltfreundlichste Beitrag zum Energiehaushalt ist und echte Demokratie in Zentralasien bis auf weiteres utopisch bleibt – es gibt ja immer noch so viele kleine Dinge im Leben, über die man sich freuen kann. Zum Beispiel ein Sechs-Punkte-Wochenende.

MG

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12-05-2024 18:00
 
USK Vienna Vibes 3 : 1 FC Porzelona

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